Dr. Horst Engler »Ein persönlicher Reisebericht«
Seit 25 Jahren reise ich regelmäßig nach Nicaragua. Deshalb möchte ich meine Reiseeindrücke hier übermitteln, vielleicht zum Nutzen des Lesers.
Anreise
Es gibt mehrere Flugrouten um nach Nicaragua zu reisen. Eine häufig genutzte Strecke führt über Miami. Nach Miami gibt es zahllose Flüge, im Linien und Charterverkehr. Das Umsteigen in Miami ist mühsam, die Zoll und Persönlichkeitskontrollen sind nervig. In Miami starten dann zahlreiche amerikanische und mittelamerikanische Fluglinien nach Mittelamerika, fast in stündlichem Abstand. Wenn Sie dann über dem blauen Karibikwasser und den zahllosen Inseln der Bahamas den Ärger mit Zoll und Einreisebestätigungen langsam vergessen haben, nähern Sie sich bereits der Küste Mittelamerikas mit ihren riesigen Urwäldern. Und der Landeanflug in Managua über den See und Vulkan ist immer wieder beeindruckend. Die Flugzeit beträgt ca. 4 Stunden.
Eine zweite, gern benutzte Anreisemöglichkeit ist der Weg über Mexiko City. Falls Sie Zeit haben, sich ein paar Tage vom Timelag zu erholen (minus 7 Stunden), dann ist dies eine gute Möglichkeit, ausgeruht nach Managua zu kommen. Von Mexiko City fliegen zahlreiche Fluglinien in ein paar Stunden nach Mittelamerika. Die dritte Möglichkeit nach Managua zu gelangen, ist der Weg über Madrid via Havanna oder San Jose de Costa Rica. (Iberia oder die sehr preiswerte Air Madrid) Wenn Sie in San Jose aus- oder umsteigen, sind Sie schon fast am Ziel angelangt: Freundliche Menschen, einfache Formalitäten, Entgegenkommen dem Fremden gegenüber. Von San Jose de Costa Rica können Sie dann den nächsten Flieger nach Managua nehmen oder aber, wenn es Ihre Zeit erlaubt, über den Landweg per Bus oder Taxi zur Grenzstadt Penas Blancas fahren, vorbei an Irazu, Poas und Arenal. Falls Sie diese schöne Anreise gewählt haben, lädt Sie die Hafenstadt San Juan del Sur zum ersten Verweilen in Nicaragua ein.
♡ Herzlich Willkommen in Nicaragua ♡
San Juan del Sur liegt an einer riesigen, traumhaft schönen Bucht. Hier können Sie schwimmen und in den netten Strandbars Ihren ersten Fisch genießen. Bezüglich Schwimmen mein Rat: Schwimmen Sie nur in der Nähe von Einheimischen, beobachten Sie, wie weit diese ins Wasser gehen. Es gibt Strände mit gefährlichen Strömungen, die Wellen des Pazifik haben eine enorme Kraft. Das einfache Leben in San Juan del Sur ist geeignet für Menschen, die abseits der großen Touristenströme auf Luxushotels verzichten können.
Auf dem Weg nach Managua, sei es per Bus, Taxi oder Mietwagen erreichen Sie die wunderschöne Kolonialstadt Granada. Vorher fahren Sie durch Rivas und hier sehen Sie im großen Nicaraguasee den wunderschönen Vulkan Concepcion emporragen. Mit dem Schiff können Sie auf die Insel Ometepe übersetzen und mit Hilfe einheimischer Führer den Vulkan besteigen. Der Weg dorthin bietet Ihnen atemberaubende Ausblicke!
Granada
Die Stadt Granada liegt am großen Nicaragua See, er ist über 300 km lang und er hat sauberes Wasser. An seinen Ufern sind zahlreiche Ausflugslokale, in denen guter Süsswasserfisch mit Tomaten, Zwiebeln. Knoblauch und Kräutern serviert wird. Vor den einfachen, aber sauberen Lokalen warten Boote auf Sie, welche Sie zu den Isletas bringen, auf denen sich Ausflugslokale, Hotels und Ferienhäuser befinden. Von Granada aus fahren Boote ins entfernte San Carlos (14 Stunden), wo sich das Archipel von Solentiname befindet, das durch Ernesto Cardenal und die Bauernmalerei weltberühmt wurde. Natürlich gibt es auch den schönen, aber beschwerlichen Landweg nach San Carlos direkt an der Grenze zu Costa Rica. Wenn Sie einmal bis San Carlos gekommen sind sollten Sie nicht versäumen, einen Ausflug auf dem Rio San Juan bis nach El Castillo zu unternehmen. Hier gibt es noch Urwälder, die ich bei meiner Amazonasfahrt von Belem nach Iquitos vermißt habe.
Granada selbst bietet auch dem anspruchvollsten Touristen jeglichen Komfort. Schöne Hotels (Hotel Alhambra mit Innenhof und Brunnen, das Hotel Gran Francia, ein umgebautes Kloster) sowie das Museum im ehemaligen Kloster mit präkolumbischen Monumentalskulpturen laden zum Besuch ein. Wenn Sie sich für ein herausragendes Projekt europäischer Entwicklungshilfe interessieren besuchen Sie die Casa de los Tres Mundos am Hauptplatz. Hier hat der Schauspieler Dietmar Schönherr das Projekt Pan Y Arte gegründet. Jungen Nicaraguanern wird hier die Möglichkeit zur Ausbildung in Musik, Tanz, Poesie, Handwerk und Literatur geboten.
Masaya
Auf Ihrem weiteren Weg Richtung Managua müssen Sie einen Stop in Masaya machen. Masaya ist die Metropole Nicaraguas für Kunsthandwerk. Hier können Sie in jedem Laden oder im Markt einkaufen: Hängematten mit Ihrem Namen eingestickt, Holzschnitzereien, Tongefäße und schönen bunten Krimskrams für die daheim gebliebenen. Und alles zu äußerst günstigen Preisen!
Auf dem Weg nach Managua sehen Sie linker Hand den Vulkan Santiago rauchen. Der Besuch des Nationalparkes Vulkan Santiago und der Blick in den rauchenden Krater ist ein Erlebnis, an das Sie sich noch lange erinnern werden. Die unheimlichen Geräusche aus dem Krater, gemischt mit dem zwitschern der Kratervögel und dem Schwefelgeruch sind einmalig.
In der Nähe ist der schöne Ort Catarina, er liegt oberhalb der Lagune von Apoyo. Es empfängt Sie eine frische Briese und der Blick kann weit schweifen, hinunter zum großen See und zum Vulkan Mombacho, der mit seinem herrlichen Bewuchs und den schönen Spazierwegen am Kraterrand immer ein Ausflug wert ist. In den schönen Restaurants in Catarina, mit Blick über die Lagune von Apoyo können Sie gut essen und den einheimischen Musikern zuhören. Für Rundritte werden unterhalb der Restaurants Pferde angeboten.
Managua
Nach kurzer Zeit erreichen Sie Managua. Der erste Eindruck ist enttäuschend. Die Orientierung fällt schwer. Wenn Sie sich mehrere Tage für Managua Zeit lassen werden Sie die schönen Seiten der Stadt schnell entdecken. Die alte Kathedrale, daneben der Nationalpalast mit Museum, der Malecon, ein schöner Weg am Ufer des Managua Sees. Viele Märkte laden zum Besuch ein, die Vielfalt der dort angebotenen Waren erstaunt, vor allem wenn man die Armut des Landes im Hinterkopf hat.( Mercado Huembes, Mercado Oriental) Dabei fühlt man sich in Nicaragua absolut sicher: die Kriminalitätsrate ist zu vernachlässigen, und Sie können auch nachts ohne Angst unterwegs sein. Der berühmte Platz „La Rotonda“ bietet abends reichliche Gelegenheit, den einheimischen Musikern( Mariachis) zuzuhören und leckere schwarze Bohnen mit gebratenen Bananen zu essen.(Gallo Pinto) Ein berühmtes Lokal ist das „Los Ranchos“ Die Steaks hier sind einmalig an Qualität und Größe, und manchmal frage ich mich, was das Geheimnis dieses wunderbaren Geschmackes und der Zartheit des Fleisches ist. Hinter dem Hotel „Crown Plaza“, wo Sie zum Schwimmen gehen können ist ein Hügel, von dem Sie den schönsten Blick über Managua und den See haben. Die Statue von Augusto Cesar Sandino, des Befreiers Nicaraguas, überragt von hier die Stadt. Spätestens hier werden Sie Managua in ihr Herz geschlossen haben.
In Managua sollten Sie wegen der Hitze zu Fuß nur sehr früh (wie die zahllosen Jogger) oder spät unterwegs sein. Ansonsten sind Taxis billig.
Wenn Sie weiter in den Norden fahren wollen, können Sie vorher noch Abstecher ans Meer machen: Pochomil, hier badet am Wochenende halb Managua, Montelimar mit dem neu erbauten Ferien- und Tagungsreport Barcelo, El Velero und Poneloya laden zum Verweilen und Baden ein.
Léon
Die zweite große Kolonialstadt Nicaraguas ist Léon. Auf dem Weg dorthin sehen Sie den aktiven Vulkan Momotombo, hier befindet sich ein vulkanologisches Stromkraftwerk und Sie durchqueren prächtige Landschaften voller Zuckerrohrplantagen, die immer wieder zum fotografieren einladen.
Leon ist die älteste Kolonialstadt Mittelamerikas, die Kirchen der Stadt sind sehenswert. Die große Hitze der Stadt lähmt allzugroße Aktivitäten, aber Sie können sich mit einer Pferdekutsche durch die Stadt fahren lassen.
Wenn Sie von der Hitze genug haben fahren Sie entweder ins schöne Poneloya zum Baden, nicht ohne vorher einen Abstecher zur „Strasse der Vulkane“ gemacht zu haben. Hier gibt es Orte, an denen Sie zwischen blubbernden und dampfenden Erdlöchern vorbeilaufen, an der Hand von einheimischen Kindern, die sich etwas verdienen wollen. Oder Sie fahren nordöstlich nach Matagalpa. Große Kaffee Plantagen werden durchquert und wenn Sie es noch etwas kühler haben wollen fahren Sie nach Silva Negra, in den Schwarzwald. Deutsche Auswanderer haben dieses sympathische Hotel mit Restaurant gebaut, das direkt an einem schönen See gelegen ist. Das Haus liegt inmitten von Kaffeeplantagen und es kann hier schon passieren, daß Sie von einem Regenguß überrascht werden. Auch kann es passieren, dass Sie einen Pullover benötigen. Die vorzügliche Küche im Silva Negra und die schöne Umgebung laden zum Verweilen ein.
Nicht mehr weit ist es dann auf der Panamericana nach Honduras. Bevor Sie Nicaragua verlassen, sollten Sie noch den Canyon von Somoto besuchen: hohe Felswände einer Schlucht mit kristallklarem Wasser laden zur Abkühlung ein. Nachdem wir uns auf unserer schönen Reise durch Nicaragua hauptsächlich im pazifischen, hispanischen Küstenbereich aufgehalten haben noch ein Abstecher an die abgelegene Altlantik Küste.
Die Atlantikküste Nicaraguas lag lange im Schatten der spanisch besiedelten Pazifikküste. Besiedelt ist die Atlantik Küste von Indios verschiedener Stämme (Miskito, Sumo, Rama) sowie Schwarzen, die afrikanischen Ursprunges sind. Die Verkehrsverbindungen zum Atlantik sind unterentwickelt. Sie können von Managua nach Bluefields fliegen und weiter nach Corn Island, einer karibischen Insel mit schönen Stränden und bescheidener Infrastruktur.
Wenn Sie mehr vom Land sehen wollen dann fahren Sie mit dem Bus von Managua nach El Rama (8 Stunden). Wenn Sie rechtzeitig an der Haltestelle sind werden Sie noch einen Sitzplatz ergattern. Auf jeden Fall entschädigt die schöne Fahrt auf dem Fluß Rio Escondido nach Bluefields durch den Urwald für die Strapazen der Busreise.
Bluefields ist ein einfacher Ort mir ordentlichen Hotels, Die Bewohner sind meist schwarzer Hautfarbe (Nachkommen ehemaliger Sklaven aus Afrika). Auf der vorgelagerten Insel „El Bluff“ können Sie karibische Atmosphäre genießen. Oder Sie nehmen ein Schiff nach Corn Island, ein karibischer Traum!
Eine weitere Möglichkeit, den Osten des Landes zu bereisen ist der Weg über den großen Nicaragua See. (12 Stunden) Die Fahrt beginnt in Granada und endet in San Carlos, von wo Sie weiter nach San Juan del Norte an der Karibikfahren können. Bevor der Panama Kanal gebaut wurde war diese Strecke ausgewählt, die Verbindung von Atlantik zu Pazifik herzustellen. Die vielen Erdbeben in Nicaragua haben dann den Ausschlag für Panama gegeben. In San Carlos sollten Sie ein Ölbild eines einheimischen Künsters erweben, das durch seine Fröhlichkeit und die bunten Farben erfreut.
München, den 22. Juli 2006
Dr. Horst Engler-Hamm