Spatenstich für den Nicaragua-Kanal: Der Jahrhunderttraum wird Realität
Gran Canal Interoceánico de Nicaragua
Was lange währt, wird endlich gut. Das könnte man bei dem am 22.12.2014 begonnenen Bau des Nicaragua-Kanals sagen.
Denn schon im Jahre 1826 wurde auf einem ‚Zentralamerikanischen Kongress‘ der Bau eines Kanals in Nicaragua beschlossen. Dann kam um 1850 der amerikanische Unternehmer Cornelius Vanderbilt auf die Idee des Kanals – allerdings genügte es seinen Geschäftsinteressen, seine Kunden über die Flüsse und auf dem Landweg vom Atlantik zum Pazifik zu befördern. Er nutzte den Rio San Juan ebenso wie den großen Nicaragua See sowie den Rio Brito. Immerhin verdiente Vanderbilt durch seine Transportfirma ca. 100 Millionen Dollar.
Da die Vereinigten Staaten Panama 1903 besetzt hatten und ein eigenständiger Staat ausgerufen wurde – zuvor gehörte Panama zu Kolumbien – kam es dann zum Bau des Panama Kanals, der 1914 eröffnet wurde und bis 1999 de facto unter amerikanischer Kontrolle stand.
Nachdem sich immer mehr herausstellte, dass der Panama Kanal für Grosscontainer-Schiffe zu klein wurde, bekam die Idee des Nicaragua Kanals erneut Auftrieb. So erreichte vor kurzem das ‚CSCL Globe‘-Schiff der China Shipping Line den Hafen von Hamburg: Es ist 400 Meter lang, 58,60 Meter breit und kann 19.100 Container befördern. Das Schiff hat bei voller Beladung einen Tiefgang von 16 Meter. Die Schiffe, die den Panama Kanal passieren können, dürfen maximal 249 Meter lang sein. Zum Vergleich die MS Deutschland, das Traumschiff, hat eine Länge von 175 Meter.
Der konservative Präsident Nicaraguas Arnoldo Alemán erließ schon 1999 ein Gesetz, das Enteignungen für den Kanalbau vorsah. 2012 beschloss dann das Parlament von Nicaragua, den Kanalbau voranzutreiben. Auf der Suche nach Investoren in Asien, Europa und den Emiraten kam schließlich die chinesische HKND Gruppe zum Zug und das Nicaraguanische Parlament hat fast einstimmig die Vergabe gebilligt. Eine langwierige Machbarkeitsstudie wurde erstellt, die vor allem auf die ökologischen Umweltfragen sowie die Rechte der indigenen Bevölkerung Rücksicht nehmen musste. So wurde beispielsweise in Puerto Brito der Hafen um 7 km nach Süden verlegt, um die Mangroven Sümpfe zu schonen und in Punta Gorda am Atlantik wurde ebenfalls die Hafeneinfahrt verlegt, um Gebiete der Einheimischen zu schützen.
Die Industrie und Handelskammer des Landes erhofft sich einen erheblichen Aufschwung für Nicaragua. Nach langen Diskussionen mit allen Betroffenen wurde nun am 22.12.2014 der erste Spatenstich getätigt. Da der Kanal den weitgehend unbesiedelten Osten des Landes mit dem besiedelten Westen verbindet, besteht nun erstmals die Möglichkeit, den östlichen Landesteil zu erschließen. Es werden Straßen gebaut, zwei Tiefseehäfen, ein neuer Flughafen, eine Freihandelszone, ein Touristen Resort, Zementfabriken und ein Elektrizitätswerk. Man geht von einer Schaffung von 200.000 Arbeitsplätzen aus sowie einer Steigerung des Bruttosozialprodukts von jährlich bis zu 15 Prozent. Die ersten Straßenarbeiten haben Anfang 2015 begonnen, die Arbeiter hierzu werden aus der nächsten Umgebung rekrutiert, damit diese abends in ihre Dörfer zu ihren Familien zurückkehren können.
Mit dem Kanalbau nimmt Nicaragua seine einmalige Jahrhundert Chance für seine Zukunft wahr, endlich aus Armut und Arbeitslosigkeit zu entkommen.
Dr. Horst Engler-Hamm
- Ersterscheinung dieses Artikels in der Huffington Post: www.huffingtonpost.de/horst-engler-hamm/brief-aus-bayern-nach-nicaragua_b_6486496.html
- Weitere aktuelle Informationen finden Sie hier: www.lavozdelsandinismo.com/gran-canal-interoceanico-de-nicaragua